Kaffeeplantagen in Brasilien

Reiseberichte aus dem Sanella-Album Mittel- und Südamerika

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Jetzt rauchen die Neger erst noch gemütlich eine Maisstrohzigarette! - Dann - endlich rüttelt und schüttelt der Zug bis zur nächsten Station. Kein Vergnügen, meine Herren, kein Vergnügen!" - Unsere Fahrt nach Säo Paulo war keine solche Höllenfahrt. Mehr als 1000 Meter muß die Bahn steigen, um von der Küste auf das Hochland zu kommen. Von den vielen Brücken und Kurven gab es herrliche Aussichten. Jetzt sind wir in Säo Paulo. Das ist wieder eine ganz moderne Riesenstadt mit gewaltigen, neuen Industrieanlagen. Man nennt sie das Chikago des Südens. Alle 25 Minuten wird ein Haus fertig, sagen die Leute, und jede Woche zwei bis drei Wolkenkratzer. Hier gibt es Verkehrsstraßen mit sechs Fahrbahnen. Zum Hafen von Santos führt eine breite Autobahn. Wir sind sie hinuntergefahren, um den Hafen zu besichtigen.

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Dort lagen Ozeandampfer, die gerade Maschinen und anderes Material aus Nordamerika und Europa löschten. Brasilien will sich eine große eigene Industrie aufbauen. In der Stadt ist ein Betrieb, Du kannst es Dir nicht vorstellen. Allein die Autos! Jede Menge und modernste Marken! - Mir ist aufgefallen, daß es hier mehr Weiße gibt als in Rio. Man sieht hier kaum einen richtigen Neger, aber sehr viel Europäer, auch Japaner, Inder und Mulatten. Es ist, wie in allen Großstädten an der Ostküste Südamerikas, ein wirkliches Völkergemisch. Wir sind auch in die Vorstädte hinausgefahren. Hier gibt es große Arbeiterviertel und Siedlungen. Die Paulolaner lieben ihr Häuschen im Grünen. Elendsviertel wie in Rio gibt es aber fast nicht, sagen die Einheimischen, obgleich man auch hier die großen Unterschiede zwischen reich und arm - wie überall in Südamerika - feststellen kann. Wir sind jetzt sogar einmal ins Kino gegangen, in so einen richtigen, modernen Kinopalast und nachher - ja, Jupp, das gibt's auch! In ein großes Bierlokal mit Weißwürsten und Brezeln. Es gehört einem Deutschen. Man konnte meinen, man wäre in München im Hofbräuhaus.

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Auf einer Kaffeeplantage

Ich habe eben schon den Hafen Santos erwähnt. Denkst Du da nicht gleich an den guten brasilianischen Kaffee, der hier nach Europa verladen wird? Wußtest Du, daß es im Gebiete von Säo Paulo die größten Kaffeeplantagen der Welt gibt? Wir sind mit der Eisenbahn ein Stück ins Land gefahren, um eine solche Plantage zu besichtigen. Von einer kleinen Station ging es mit dem Auto des Plantagenbesitzers weiter. In dem Bergland sind alle Wälder abgeholzt. Es gibt nur noch staubiges Ödland und Grasflächen. Unsere weißen Hemden wurden unterwegs ganz rot von dem Staub, der alles überdeckt und von der sehr fruchtbaren "Terra roxa" stammt. Und dann, so weit das Auge reicht, von einem Hügel zum andern, endlos bis zum Horizont - die Kaffeepflanzungen. In kilometerlangen Reihen stehen unzählige Kaffeebüsche gut ausgerichtet nebeneinander. Zwischen dem grünen Laub sind die reifen, roten Kaffeekirschen zu sehen. Die Kaffeebohnen sind nämlich immer zu zweit von einem süß schmeckenden Fruchtfleisch umgeben. Daher der Name Kirsche. Nach der Ernte werden die Bohnen von dem Fruchtfleisch befreit. "Es erfordert dann noch viel sorgfältige Arbeit, bis die Bohnen wohlsortiert versandfertig sind", erzählte uns der Plantagenbesitzer, mit dem wir ein Stück in die Pflanzungen hineingegangen waren, um den Arbeitern bei der Ernte zuzusehen.

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Durch die Portugiesen gelangten 1727 die ersten Kaffeepflanzen nach Brasilien, wo wie überall in der lateinamerikanischen Plantagenwirtschaft afrikanische Sklaven arbeiten mussten. Auf dem Gebiet von Säo Paulo gibt es die größten Kaffeeplantagen der Welt.